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Die künstlerische Ausstattung der Barockkirche

Besonders beeindruckend ist die hohe, geschnitzte Altarwand mit der Kanzel und der darüber angebrachten Orgel. Diese Zusammen­setzung ist einzigartig.
Neben dem schlichten Altartisch aus Sand­stein beginnen schon die schönen Schnitzereien in Form von Engels­kopf und Flügel mit umgehängter Blumengirlande. Darüber verkröpfte Felder mit Landschaftsbildern sind eine ruhige Basis für die aufwendig gearbeitete Kanzeletage. Die im Halbrund vorspringende Kanzel schmückt ein Engel mit Halskette, der ein Abbild der früh verstorbenen Dorothea Voigt ist.



Links und rechts stehen zwischen umrankten Säulen zwei Figuren, die eventuell Jo­hannes den Täufer und den Apostel Petrus darstellen. Eine andere Deutung ist aber, dass es sich um die Jünger Jesu Jakobus (nach dem Vater des Erbauers) und Johannes (Name des Erbaues) handelt (Es gibt keine schriftliche Erwähnung). Ausla­dend daneben hängt Blattwerk mit Putte, Adler und Blüten. Hinter der wunderschönen Kanzelkrone (Schalldeckel) erhebt sich als halbe Etage eine schlichtere Holzwand bis zur Orgelempore, daneben sind Geländer, Pokale und Rosetten. Auf der Wand steht in einem aufge­setzten Rahmen der Spruch

             „ALHIE HÖRET MAN DIE STIM­ME DES DANCKENS UND PREDIGET DIE WUNDER GOT­TES"



Seitlich vorgesetzte Säulen tragen einen dreieckigen Giebel, verziert mit Engelskopf und Flügeln, und es sieht aus, als ob auf diesen Giebel der ausladende Orgelprospekt getürmt sei. Auch hier sind die Verzierungen wie Kronen, Blenden, Blattwerk mit Putte und Rosetten in hochbarocker Art ausgeführt.

Von der Form her ist diese Kirche ein einschiffiger Saalbau mit Ton­nengewölbe. Der Chorraum ist ein wenig enger und auch etwas niedriger. Er wird durch den mit zwei großen Engeln und Ranken­werk verzierten Triumphbogen eröffnet und schließt ebenso mit einem Bogen ab, auf dessen Pfeilern auch die Orgelempore ruht. Hinter der Wand liegen Sakristei und Aufgang zur Kanzel, zur ehe­maligen Sänger- und Musikantentribüne und zur Orgel.

Im Chorraum zeigt das Deckenbild die Himmelfahrt Christi, der um­geben ist von einem vergoldeten Kranz aus Lorbeerblättern, dem Symbol des Sieges. Die seitlichen Chorgestühle, die sogenannten Prichen, wurden erst 1720 eingebaut und auch mit viel Schnitzwerk versehen. Die Hintergrundmalereien auf den braunen Holzflächen sind original belassen, während alle Schnitzereien neu bemalt oder neu mit Blattgold belegt wurden.

Der Tauftisch aus Holz stand nicht von Anfang an in unserer Kirche. Er ist in schwerer Barockart gearbeitet und stammt aus Oberscheden bei Hann. Münden. Er wurde unserer Kirche in den sechziger Jahren übereignet und ersetzt den neugotischen Tauftisch aus Kunststein von C.W. Hase, Hannover, aus der Zeit um 1882. Wann ein Taufenengel, der an einem beweglichen Gestänge aus dem Mitteloval am Triumphbogen hing, entfernt wurde, ist nicht bekannt.
Angeblich benötigte man vor etwa 150 Jahren das Gestänge für die Anfertigung langer Bolzen zur Dachbalkenbefestigung. Grund für die Abnahme könnte aber auch ein bauliches Problem in der Mitte des Bogens gewesen sein.

Am hohen Tonnengewölbe sind viele schöne Stuckarbeiten und auch fünf Deckengemälde zu sehen. Das Hauptbild zeigt die Kreuzigung, die vier anderen, achteckig gerahmten Bilder die: Schöpfung, Vertreibung aus dem Paradies, Verkündi­gung Maria und aus der Weihnachtsgeschichte die Anbetung Christi durch die Hirten. Innen über den Ausgangstüren sind in großen Ovalen einige Verse aus dem 84. und 100. Psalm geschrieben.

 

An den Wänden, die zum Tonnengewölbe durch einen kräftigen Profilsims abgesetzt sind, umrahmen wieder Stuckarbeiten die tiefen Laibungen der großen Fenster. Alle Stuckformen - sofern nicht ver­goldet - sind zartgelb gestrichen und heben sich gut von den weißen Wandflächen ab. Die gesamte Innenausstattung der Kirche wird dem italienischen Baumeister Jacopo Perinetti zugeschrieben und erfreut auch heute noch Herz und Sinne.

Vor der Westwand des Kirchenraumes beendet ein stuck­verzierter Bogen das Tonnengewölbe. Zwischen den Pfeilern trägt ein flacherer Bogen die Herrschaftsempore. Diese ist in fünf Felder unterteilt, die auch mit schönen Schnitzereien in unterschiedlichen Formen belegt wurden. Darunter stehen noch einige ältere Kirchen­bänke mit seitlichen Türen. Das übrige Gestühl wurde schon mehr­fach verändert. Bei der letzten Erneuerung bekamen die Bankreihen Holzfußboden, unter dem die Rohre der Zentralheizung verlaufen. Der Sandsteinfußboden darunter blieb erhalten.

Der Durchgang unter der Empore führt in den Turmraum, der seit der Räumung 1970/71 von der Gemeinde genutzt werden kann. In dem damaligen Grabgewölbe standen 2 Urnen und 28 Särge, z.T. zerfallen. Diese wurden mit Zustimmung der Patronatsfamilie in ei­nem Familiengrab auf dem Kirchhof beigesetzt. Einige gut erhaltene und mit Zinnbeschlägen reich verzierte Schmucksärge sind noch im Turmraum zu sehen. Der Erbauer bekam mehrere Jahre nach seinem Tode die letzte Ruhestätte in einer Gruft vor dem Altar, obwohl er schon in der Fundatio untersagt hatte, im Kirchenraum Grüfte anzulegen. Die Inschrift auf der Deckplatte ist leider abgetreten. Rechts daneben ist die Gruft seines Amtsnachfolgers Carl Wilhelm Christiani. Die Bronzetafel mit Wappen und lateinischer Inschrift, die in die Deckplatte eingelassen war, steht im Turmraum.

Durch den Wechsel der ersten schadhaften Barockorgel ergab sich für die vorgenannte Empore eine andere Nutzungsart. 1882 wurde dort eine neue Orgel installiert. Baurat C.W Hase ließ, um Platz zu gewinnen, die Brü­stung vorziehen und auf vier Ständer setzen. Orgelbaumeister Becker, Hannover, hatte diese Schleitladenorgel hergestellt. Sie be­saß zwei Manuale, ein Pedal und 16 Register. Für unsere Kirche war jedoch ihr Klangvolumen zu gewaltig, so dass sie bei der Renovie­rung um 1960 ausgebaut wurde. Viele noch lebende Ricklinger erin­nern sich, daß sie als Konfirmanden bei dieser Orgel den Blasebalg treten mussten, damit der Organist, Hauptlehrer Fritz Drawer, „Wind" hatte. Die alte Orgel über der Kanzel konnte 1962 mit viel Aufwand erneu­ert werden und bekam gleich ein elektrisches Gebläse.

Es ist nicht selbstverständlich, daß die schöne Kunst in unserer Kirche nunmehr 300 Jahre erhalten blieb. Kein Feuer und kein Krieg hat sie zerstört. Aber in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts drohte diese Kirche einzustürzen. Das schwere Tonnengewölbe drückte die Wände oben auseinander, da diese kein ausreichendes Fundament in dem sandigen Untergrund erhalten hatten. Nach dem Einbringen von Klammerbetonbögen über dem Tonnengewölbe im Jahre 1956 war die Gefahr beseitigt. Danach begann eine aufwendi­ge Sanierung des Gebäudes, und erst dann konnte die Renovierung durchgeführt werden. Bei den vielen Schnitzereien z.B. war der Holzwurm ein besonderes Problem, das mit großem Aufwand gelöst wurde.